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Interview mit »Prof. Dr. Monika Engelen« (11.05.2021) (INT-9)

Acronym
mengelen
Stakeholder
Prof. Dr. Monika Engelen
History
(v1)   2021-05-07 - initially created
(v2)   2021-05-25 - Verlinkung zum Transkript hinzugefügt
(v3)   2021-05-28 - Transkript aus separaten Datei mit dieser Datei zusammegeführt
(v4)   - Ergebnisprotokoll aus Transkript ergänzt
(v5)   - Fix interner Anker

Interviewleitfaden

Der folgende Interviewleitfaden soll durch das Gespräch mit Frau Engelen führen. Ziel hierbei ist vorallem herauszufinden, inwieweit digitale Lehre für größere Gruppen ganz allgemein eingesetzt wird bzw. wie Tools für die eigene Lehre eingesetzt und welche Anforderungen an solche Tools gestellt werden, um Aufgaben breit stellen und ausgeben zu können. Herr Bente gab den Hinweis, dass nicht explizit auf bzw. über das Divekit gesprochen werden, sondern eher ein grundsätzlicher Blick auf Möglichkeiten geworfen werden solle.

Begrüßung/Eröffnung

  1. In den Zoomraum einlassen
  2. Frau Engelen begrüßen und Situation erklären
    1. Interviewer vorstellen
    2. groben Rahmen des Moduls Anforderungsmanagement nennen
    3. Besonderheit des Interviewpartners hervorheben
  3. Aufnahme starten
  4. Erneut begrüßen und mündliche Einwilligung einholen
  5. Mit Fragenkatalog starten
  6. Aufnahme stoppen
  7. Bedanken und verabschieden

Fragenkatalog

Fragen zur digitalen Lehre

  1. Zu welchen Modulen bzw. Themenkomplexen geben Sie Lehrveranstaltungen (auch außerhalb der TH)?
  2. Nach welchen Methoden gestalten Sie Ihre (digitale) Lehre?
  3. Welche Tools (z. B. Miroboard, Whiteboard etc.) nutzen Sie in Ihrer digitalen Lehre bzw. in Ihren Lehrveranstaltungen?
  4. Inwieweit unterscheidet sich der Einsatz zwischen Ihren Lehrveranstaltungen?

Fragen zu Aufgaben und Aufgabenformen

  1. Welche Aufgabentypen/-formen setzen Sie in Ihrer Lehre ein?
  2. Wie gut funktioniert die Lehrunterstützung mit Ihren jetzigen Tools?
  3. Was würden Sie sich noch wünschen?
  4. Wie bedienbar sollte ein Tooling für die Erstellung von Aufgaben sein?
  5. Wenn Sie ein beliebig mächtiges Tool hätten, welche Aufgabenformen könnten Sie sich dann noch vorstellen?

Fragen zur Beurteilung bzw. Auswertung von Aufgaben

  1. Für wie viele Studierende müssen Sie oder Ihre Kollegen Aufgaben erstellen und wieviel Aufwand bedeutet die Auswertungen?
  2. Wie müsste Unterstützung bei offenen Aufgaben aussehen, damit das für Sie nutzbar wäre?
  3. Wie häufig würden Sie sagen, weisen die Abgaben Ähnlichkeiten auf?
  4. Was möchten Sie im Kontext der Aufgabenstellungen automatisieren?
  5. Stellen Sie Aufgaben die benotet bzw. prüfungsrelevant sind?

Fragen zur Individualisierung von Aufgaben

  1. Wenn das Tooling Sie optimal unterstützen würde, wie stark würden Sie Aufgaben individualisieren?
  2. Wo sehen Sie Grenzen in einer Individualisierung von Aufgaben?

Ergebnisprotokoll

Dimension - Digitale Lehre

(1) Zu welchen Modulen bzw. Themenkomplexen geben Sie Lehrveranstaltungen (auch außerhalb der TH)?

(2) Nach welchen Methoden gestalten Sie Ihre (digitale) Lehre?

(3) Welche Tools (z. B. Miroboard, Whiteboard etc.) nutzen Sie in Ihrer digitalen Lehre bzw. in Ihren Lehrveranstaltungen?

Dimension - Aufgaben und Aufgabenformen

(1) Welche Aufgabentypen/-formen setzen Sie in Ihrer Lehre ein?

Die Aufgaben sind von den Studierenden meistens als Vorbereitung oder im Nachgang an die Vorlesungen zu erstellen.

(2) Wie gut funktioniert die Lehrunterstützung mit Ihren jetzigen Tools?

Die ist schwierig zu sagen, da der Vergleich fehlt.

(3) Was würden Sie sich noch wünschen?

(5) Wenn Sie ein beliebig mächtiges Tool hätten, welche Aufgabenformen könnten Sie sich dann noch vorstellen?

Dimension - Beurteilung bzw. Auswertung von Aufgaben

(1) Für wie viele Studierende müssen Sie oder Ihre Kollegen Aufgaben erstellen und wieviel Aufwand bedeutet die Auswertungen?

(3) Wie häufig würden Sie sagen, weisen die Abgaben Ähnlichkeiten auf und ist das kritisch?

(4) Was möchten Sie im Kontext der Aufgabenstellungen automatisieren?

siehe Dimensionen Frage (5)

Dimension - Individualisierung von Aufgaben

(1) Wenn das Tooling Sie optimal unterstützen würde, wie stark würden Sie Aufgaben individualisieren?

(2) Wo sehen Sie Grenzen in einer Individualisierung von Aufgaben?


Transkript

I = Interviewer
B = Befragte


I [00:00:09] Wunderbar, dann heiße ich Sie herzlich Willkommen zu dem Interview im Modul Anforderungsmanagement für unsere Fallstudie und würde direkt mit den Fragen loslegen. Den Rahmen, den wir haben, ist wir wollen ganz gerne von Ihnen wissen, was und wie Sie Ihre vor allem auch digitale Lehre gestalten, wie hierbei Ihre Aufgaben ausschauen, auf was für Probleme Sie hierbei stoßen oder was gut ist was schlecht ist, um daraus letztlich Informationen rauszuziehen. Und da würde ich ganz gerne mit Anfangen und einfach mal fragen, zu welchen Modulen bzw. zu welchen Themenkomplexen geben Sie Lehrveranstaltungen auch außerhalb der TH?

B [00:01:01] Also, Grundlagen der BWL, dann Marketing - bisschen Grundlagen, bisschen fortgeschrittene, bisschen aktuellere Marketingthemen und dann im weitesten Sinne im Bereich Entrepreneurship, Startup, bisschen Module mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf für den Master Webscience; E-Entrepreneurship, aber sonst auch im Medieninformatik Master Richtung Verwertung, Businessplan sind eigentlich so meine Themengebiete.

I [00:01:30] Welche Methoden setzen Sie in den verschiedenen Veranstaltungen ein?

B [00:01:35] Das kommt jetzt drauf an, wie sie Methoden definieren? Ich erzähle ihnen mal was ich mache. Ich mache typischerweise eine Kombination aus Theorieinputs und einer praktischen Anwendung, also eher klassische Vorlesung, teilweise auch mit sehr großen Gruppen bei Grundlagen der BWL. Bei Marketing I sind es auch meistens eigentlich so um die hundert die daran teilnehmen. Ich habe Übungsaufgaben, die gearbeitet werden, die in der Regel von den Studierenden vorbereitet werden sollen und wir machen dann gemeinsam die Lösung. Ich mach es teilweise auch so, dass die Studierenden Übungsaufgaben vorbereiten lasse oder Aufgaben an realen Projekten anwenden lasse, die sie dann vor den anderen Studierenden präsentieren und dafür ein paar Bonuspunkte bekommen. In den eher seminaristischen Gruppen habe ich so, dass sie [die Studierenden] dann teilweise ganze Fragestellungen durch das Semester hin, durch an Cases erarbeiten - sowas wie Outside-In-Cases. Oder aber auch eigene Ideen entwickln und im Rahmen von Geschäftsmodellentwicklung oder Lean-Startup Gedanken auch selber testen oder teilweise bis zu einem Businessplan auch ausformulieren, also wirklich an realen Beispielen das Ganze selber anwenden.

I [00:02:53] Das heißt, da kommt auch ein bisschen Storyline-Methode, Flipped-Classroom und solche Methoden zum Einsatz?

B [00:03:02] Flipped-Classroom mache ich ehrlicher weise wenig. Ich habe gelegentlich noch extra Lernvideos oder ersetze meine Liveveranstaltung durch Videos. Gerade in den Mastergruppen ist es manchmal notwendig. Ne genau, sonst mach ich auch gerne einfach noch Liveveranstaltungen, wo ich auch so ein bisschen interagiere mit Umfragen. Ich mach auch viel mit Zoom-Stempeln und kommentieren. Wenn es geht auch Breakouts, wo man selber auch etwas erarbeiten kann in Kleingruppen. Ich bin durchaus auch ein Fan von interaktiven Livevorlesung.

I [00:03:37] Das ist auch die perfekte Überleitung zur nächsten Frage: Welche Tools nutzen Sie darüber hinaus noch? Zum Beispiel sowas wie Miroboards oder Whiteboards?

B [00:03:47] Ja, ich nutze ilias natürlich. Ich nutze Microsoft-Teams, eher mit etwas kleineren Kursen zur Kommunikation. Zoom natürlich relativ viel. Ich nutze Miroboards teilweise, da habe ich gerade etwas mehr mit angefangen. Sonst nutze ich auch die Möglichkeiten von Zoom, also teilweise Umfragen, teilweise was stempeln, viel die Breakouts. Ich hab bisher noch keine, ich nutze bei ilias die Übungsmodule, aber eigentlich nur in dem Kurs die meine Mitarbeiterin betreut, da sie sich am besten auskennt.

I [00:04:35] Finde ich aber auch direkt ein guter Punkt. Sie haben bereits Aufgaben und Aufgabenformen angeschnitten und da würde ich gerne direkt einhaken und Sie fragen: Welche Aufgabentypen bzw. -formen setzen Sie ganz konkret in Ihrer Lehre ein?

B [00:04:51] Soll ich Ihnen das zeigen? Ich hatte mir in den drei Minuten die dafür hatte, um durch ihren Interviewleitfaden zu gehen, mir gedacht das könnte ich am besten an meinen Übungen erklären, was und wie ich das in der Regel mache. Und da werden sie feststellen, dass es auch noch nicht individualisiert oder groß digitalisiert. Ich würde sie durch mein Übungsskript Marketing I führen. Ich glaub, dass ist am relevantesten eventuell für Divekit. Also meine standardisierteste Übungen sind wie gesagt, ich hab teilweise an realen Cases, also das Studierende eine Aufgabenstellung bekommen. Ich hab teilweise auch bei den Übungen reale Cases, also ich hab meistens ein Unternehmen. Und da gibt es verschiedene Aufgabenstellungen die dann bearbeitet werden. Das sind teilweise auch sehr offene Fragestellungen, wo die Studierenden auch selber etwas recherchieren müssen. Ich hab immer mal wieder Rechenaufgaben, die natürlich Elemente haben, die sich unterschiedlich wahrscheinlich kombinieren ließen. Marktgrößen ist noch relativ einfach, dass ist im Endeffekt ein bisschen Treiberbaum der da aufgesetzt werden muss. Also wo dann verschiedene Zahlen zusammenkommen. Das man ich in den Klausuren auch schon als Formelfragen. Das geht eigentlich ganz gut.

Ich hab aber dann auch teilweise - und ich glaub das ist das was hier am relevantesten wäre - sowas [00:06:47]. Das ist jetzt schon bearbeitet von mir. Wo man beispielsweise ein Modell anwendet, sowas wie die Five-Forces-Analyse. Das sind fünf verschiedene Aspekte die man analysiert. Es gibt zu jedem Informationen, man muss die Informationen einordnen und bewerten können, wie stark ist das Ganze. Wie sie hier an den verschiedenen Farben sehen, dass sind dann die Aspekte für die verschiedenen Informationen oder für die verschiedenen fünf Mächte.

Sowas [00:07:14] habe ich auch, dass ich eben eine Art Situationsbeschreibung gebe und dann eine Art Analyse nach einem gewissen Muster machen lasse. Das habe zum Beispiel bei den Five-Forces. So oft hab ich das gar nicht.

Ich hab teilweise dann auch, dass Dinge eingeordnet werden müssen. Beispielsweise in so Matrizen. Das man die davor aufgezeigt hat. Wieder so bisschen Berechnungen und was für Schlussfolgerungen dann daraus auch folgen. Also Berechnungen und Interpretation des Ganzen. Das habe ich an vielen Stellen.

B [00:07:52] So Zuordnungsaufgaben mache ich manchmal auch. Da habe ich dann die Studierenden reinstempeln lassen, wo sie denken dass das am ehesten reinpasst.

B [00:08:00] Dann gibt es noch so Minicases, die dann eben eingeordnet werden müssen, auch in ein gewissen Framework und ein bisschen erklärt werden müssen.

B [00:08:16] Machmal geb ich auch Szenarien, an den etwas erklärt werden muss. Hier zum Beispiel die Gütekriterien, die man dann anwenden muss.

B [00:08:36] Ich glaube, das sind so die typischen Typen, also dann nochmal Berechnungen und Interpretationen. Das sind eigentlich so die verschiedenen Arten von Aufgaben die ich habe.

I [00:09:00] Und diese Aufgaben stellen Sie dann während der Vorlesung oder ist das dann was die Studierenden im Nachgang zu bearbeiten haben?

B [00:09:08] Das haben die Studierenden im Nachgang zu bearbeiten und wir machen dann immer eine Kombination aus Theorieinput und Übung. Also wir machen erst ein bisschen Theorieinput, dass ist hier das Dunkelblaue und ab der dritten Veranstaltung wird am Anfang eine Übung zur Wiederholung gibt, wo Studierende einzelne Aufgaben eben vorstellen. Das ordne ich davor zu. Dann machen wir das so, dass wir am Anfang Übung-Wiederholung machen und danach neuen Stoff. Das ist immer in Doppelsessions mit einer Pause dazwischen verbunden.

I [00:10:04] Wie gut würden Sie die Lernunterstützung der Tools hier einordnen?

B [00:10:09] Exzellent!

I [00:10:10] Exzellent?

B [00:10:12] Nein. Das ist natürlich schwierig, da einem so ein bisschen der Vergleich fehlt. Ich glaub, dass sind relativ lebensnahe und praktische Übungen, die sich so dann natürlich auch in den Klausuraufgaben wiederfinden. Das ist so ein bisschen die Balance dazwischen. Es ist halt wenig Varianz drin. Ich verwende halt diesen Satz an Übungsaufgaben relativ kontinuierlich und es bekommt auch jeder natürlich die selben Übungsaufgaben.

I [00:10:43] Das heißt also, die Übungsaufgaben da würden Sie dann letztlich die Folien zur Verfügung stellen?

B [00:10:49] Genau. Und die Studierenden sollen es dann bearbeiten. Wie gesagt, ein paar Übungen werden von den Studierenden dann auch vorgestellt, ein paar da frag ich dann ab Wer hat es gelöst? und wir erarbeiten dann gemeinsam die Lösung. Oder wenn nichts kommt, dann stell ich die Lösung vor. Es gibt keine Musterlösung.

I [00:11:09] Letztlich so ein bisschen offener alles, ja. Würden Sie sich denn was wünschen, wenn Sie ein gewisses Tooling einsetzen, was Ihre Aufgaben abbildet, wo Sie sagen das ist etwas, das fehlt mir besonders? bzw. das fällt mir auf?

B [00:11:29] Ich glaub was für die Studierenden oft noch nett wäre, wären so bisschen Selbsttest. Da gibt es schon so ein paar Ansätze. Sowas kann man ja in ilias auch ein bisschen anlegen. Das die Studierenden auch ein automatisches Feedback bekommen, ohne das ich jeden Einzelnen korrigieren muss. Weil das ist natürlich schon das Aufwendigste, ja eben halt einzeln drauf zu gucken oder was händisch korrigieren zu müssen. Das ist aber gerade bei so Interpretationssachen nicht ganz so einfach. Da gibts nicht immer ein ja nein, sondern es kommt drauf an Wie wurde es argumentiert? oder In welche Richtung geht der eine Fakt mehr oder der Andere?. Idealerweise hätte ich irgendetwas, was die ganzen Interpretationsfragen oder -meinungen und auch irgendwie automatisiert, aber es ist vielleicht auch einfach nicht ganz so einfach.

I [00:12:31] Wenn Sie ein beliebig mächtiges Tool hätten, welche Aufgabenformen könnten Sie sich dann noch vorstellen? Denn das passt ja schon ganz gut zu dem was Sie gerade geschildert haben.

B [00:12:45] Ja. Die Rechenaufgaben sind wahrscheinlich relativ einfach simulierbar. Vielleicht noch mit gewissen Interpretation dahinter. Ob man die dann zum Anklicken macht oder so das es eine intelligente Erkennung des Ganzen ist. Oder natürlich dann bei den bisschen mehr Cases, wo ich einen Fall vorgebe. Da irgendwas was die Fälle etwas mehr randomized. In machen Aspekten wäre das vielleicht auch möglich, weil es so typische Begriffe sind. Hohe Vertiefungstiefe mal durch niedrige ersetzen und dann hat man eine andere Implikation dahinter. Das ist wahrscheinlich etwas was man mit etwas Gehirnschmalz einmal logisch aufgebaut werden kann, sodass dann auch die entsprechenden Lösungen dahinter rausdroppen können. Idealerweise hätte ich irgendwas, was so intelligent ist, das es wirkliche Textantworten bewerten kann. Also aus einer Musterlösung einen intelligenten Vergleich machen kann. Genau, wenn ich mir was wünschen würde, dann darf es ja auch was unrealistisches sein.

I [00:13:55] Ja, es gibt teilweise - ich weiß nicht ob Sie das mitbekommen haben - einige KIs. Diese GPT-3, die ja schon ziemlich mächtig ist was Textanalysen und -zusammenstellungen angeht. Vielleicht sind da ja die ersten Möglichkeiten denkbar auch für ein TH Tool. Müsste man mal gucken wie man da dran kommt. Sie hatten gerade ganz kurz erwähnt: Je nach Fach haben Sie ziemlich viele Studierende. Im Bereich BWL ist mal die Zahl hundert gefallen. Das ist ja schon immens. Wie aufwendig ist denn dann auch für Sie oder ihre Kollegen letztlich dann der Aufwand des Erstellens und besonders aber auch der Auswertung?

B [00:14:46] Es kommt drauf an wie intelligent man das Ganze angeht. Also ich hab auch eine Prüfung, die schreiben drei mal im Jahr ungefähr 350 Leute. Die ist allerdings eine Single-Choice Prüfung, wo es verschiedene Statements gibt. Aber das haben wir bewusst so angelegt, dass es machbar ist. Je nach dem wie man das eben macht. Ich hab auch Kolleginnen und Kollegen die mit 100 Leuten dann auch wirklich so projektbasierte Arbeiten in Kleingruppen machen und dann da einzelne Berichte und sowas bewerten, dass ist dann schon echt ordentlich aufwendig. Je mehr man halt händisch irgendwie machen muss. Alles was so in Zahlenwelt geht, das kann man halt noch ganz gut standardisieren, dass man ein paar Parameter vorgibt und das dann auch individualisiert. Aber sobald das dann in Sonderfälle reingeht oder wirklich qualitative Bewertungen ist es halt schwieriger das irgendwo abzubilden. Ein paar Kollegen verwenden auch Unternehmensplanspiele, da haben wir im BWL Bereich TopSim als ein sehr gutes. Wo man auch gegeneinander spielt, also die Marktdynamiken auch ganz gut drin sind. Mein Kollege Roman Bartnik verwendet im Supplychain auch verschiedene Lernspiele in der Richtung. Aber ich weiß nicht wie automatisiert wie da die Auswertung dann immer ist, da bin ich nicht ganz sicher. Wie gesagt, wir habe es so gemacht, und das habe ich von meinem Vorgänger übernommen, dass wir für die extrem große BWL I Prüfung da eben Single-Choice Verfahren haben. Früher über evaexam hatten wir - mittlerweile über ilias abgebildet - da geben wir immer Statements vor und danach Ankreuzmöglichkeiten wie viele dieser Statements richtig sind. Genau so gehen wir auch in der Übung vor, dass wir anhand dieser Typen mit den Studierenden das Ganze eben üben. Genau so ist die Klausur aufgebaut. Hier könnte man natürlich relativ einfach randomizen. Also die [Statements] durchmischen und dementsprechend auch automatisch anpassen. Das haben wir glaube ich bisher nicht gemacht. Wir haben die Reihenfolge auf jeden Fall verändert und bei den Fragen glaube ich Formelfragen gemacht. Also das ist bewusst lean für die Korrektur angelegt.

I [00:18:12] Genau, also quasi eine gewisse Form der Schablonisierung, das man dann hinterher ein bisschen vereinfacht hat.

B [00:18:20] Oder extrem vereinfacht hat. Mit evaexam ist es so, dass die [Studierenden] einen Bogen ausfüllen, der wird dann eingescannt. Die 250 Prüfungen sind dann in 2 1/2 Stunden korrigiert. Das ist wirklich schnell. Es gibt da bisschen die Extreme: entweder man macht es so oder man macht es sehr aufwendig. Ich bin nicht mega glücklich, da es nicht mein absolut präferiertes Prüfungsformat. Aber es ist ein bisschen pragmatisch und es ist so, dass ich damit leben kann.

I [00:18:55] Total. Ich denke auch, dass man auch hier aus der BWL Perspektive eine gewisse Skalierbarkeit irgendwie herstellen muss, sonst ist das letztlich auch nicht zu realisieren, wenn man 250 offene Klausuren korrigieren muss. Irgendwann wollen die Studierenden auch nach Monaten des Wartens ihre Note haben. Um im Kontext der Übungsaufgaben nochmal zu bleiben, wo dann die Studierenden vll. in diesem Bereich offene Aufgaben, die Aufgaben werden wahrscheinlich bei allen dieselbe sein, stellen Sie fest das bei den Abgaben häufig dann auch ähnliche Abgaben darunter befinden. Also das man das Gefühl bekommt, hier wurden Aufgaben unter den Studierenden ausgetauscht. Stellen Sie das fest und ist das für Sie kritisch?

B [00:19:54] Ich fange von hinten an. Es ist nicht kritisch. Ich habe keine wirklichen Abgaben oder Übungsblätter, wie das in der Mathematik und wahrscheinlich auch in der Informatik der Fall ist, sondern ob die Studierenden eine Übung machen oder nicht ist ihnen selbst überlassen. Ich vergebe - optional und nur nach Anmeldung - die Möglichkeit einen Teil unseres Projektes oder eine Übungsaufgabe zu bearbeiten. Dafür muss mich sich bei mir zum Beginn des Semesters bei mir melden bzw. anmelden. Diejenigen machen dann singulär eine individuelle Aufgabe und bekommen dafür, wenn sies präsentieren und das Ganze gut machen 5 Bonuspunkte. Aber das ist komplett freiwillig. Also ich hab diese Abgaben eigentlich nicht. Da wo ich Abgabe habe, hat jeder einen eigenen Fall oder Case und das ist dann eher bei kleinen Seminaren, wo sie beispielweise eine Case-Analyse machen müssen. Da bekommt jeder ein eigenes Thema oder ein eigenes Unternehmen. Das mache ich aber nur bis maximal 20 Teilnehmer.

I [00:21:08] Sind in diesem Kontext die Aufgabenstellungen in einer Form automatisierbar? Können Sie dazu was sagen? Oder sind die Aufgaben in diesem speziellen Fall so hoch individuell, letztlich das man eher sagt, dass hier so ne gewisse - also das berührt ein bisschen das Thema was wir vorhin hatten - hier haben wir wieder sehr offene und individuelle Lösungen: Was ist hier überhaupt automatisierbar wäre hier die Frage?

B [00:21:33] Ja, eher nicht. Die Studierenden kriegen ein Beispielunternehmen, sowas wie sterion oder vital - das sind Recycling Verpackungen für Lieferdienste - da ist eine Aufgabestellung die alle bekommen, die aber unterschiedliche Unternehmen betreffen. Sowas wie erstellen sie eine CustomerJourney, also die Schritte bzw. Phasen die ein Kunde zum Produkt hat zum Kauf, aber auch darüber hinaus. Also das ist eine Standardfragestellung, aber jeder hat ein eigenes Unternehmen, auf das er das anwendet. Dadurch das es reale Unternehmen sind, recherchieren die das dann auch und jeder erhält eine eigene Lösung. Heißt aber auch, ich kann die Bewertung nicht automatisieren, sondern ich guck mir dann auch individuell jeden Report an und bewerte den dann danach.

I [00:22:42] Das heißt also, das selbst die Elemente der CustomerJourney nicht starr genug sind, dass man sagt, sie sind vorhanden. Eine gewisse Teilbepunktung wäre möglich. Das man sagt, die grundsätzliche Journey ist da, und dann wäre der andere Bereich die individuelle Überprüfung, dass man untersucht, was wurden denn genau geschrieben? Passt das logisch zusammen oder sind zu große Lücken drinnen?

B [00:23:21] Ne, das macht in dem Fall nicht so wirklich viel Sinn, weil die wirklich sehr sehr unterschiedlich sein können, ich den Studierenden auch sage: Das ich ein Framework, bitte wenden sie es an, bitte weichen sie auch davon ab, wenn das für den Case irgendwie sinnvoll ist. Und jetzt zu gucken, haben die die fünf Stufen drin haben, dass krieg ich auch noch schnell eben selber hin, wenn ich mir das Gesamte sowieso dazu durchlesen muss. Sie stellen fest, ich habe ein paar Dinge, die sind super individualisiert und ich bräuchte da schon eine sehr intelligente KI, die extra Informationen aus dem Internet zieht und dann selber sozusagen diese Cases erstellt gegen die das gematcht werden könnte. Da sind wir glaube ich noch etwas von entfernt. Ich hab super standardisiert. Diese Single-Choice die sie in BWL sehen. Und ich hab sowas zwischendrin, so Rechenaufgaben mit Interpretationen oder dann eben fiktive kleine Casebeschreibungen anhand derer gewisse logische Analysen vorgenommen werden müssen. Also das Thema DiveKit, wenn ichs richtig verstanden habe - wäre für mich eher für die mittleren beiden glaub ich eher anwendbar.

I [00:24:20] Unser Ziel ist, darum ist das eigentlich wahnsinnig spannend was sie gerade beschreiben, weil vielleicht der Bereich der hochindividuell ist ggf. ja doch eine Perspektive darstellen könnte für die Zukunft. Aber das man trotz alledem schaut, dass man nach und nach die Aufgabenformen über Programmieraufgaben und Codegenerierung hinausgehen und letztlich auch abbilden lassen, damit sie dann ein Tooling haben, was für Ihre Aufgaben dann sogar einsetzbar wäre. Wenn das Tooling Sie optimal unterstützen würde, wie stark würden Sie die Aufgaben denn dann individualisieren?

B [00:25:22] Ja, ist eine schwierige Frage. Sobald es irgendwie geht und sinnvoll ist, also bei Rechenaufgaben, also es kommt auch immer drauf an wie viele Optionen können hinten rauskommen. Also wenn ich irgendwie eine Rechenaufgabe hab die fünf Schritte irgendwie berechnet, dann kann im Endeffekt man sich die Variationsmöglichkeiten selber ausrechnen. Wenn ich dann sag, in welchen Bereichen sollte man reingehen und was wären dann Ansätze… Also das ist ein wenig abhängig davon, wie viele Parameter ich halt auch verändern kann. Also wenn ich die Five-Forces Analyse, da hab ich grundsätzlich fünf Aspekte und da hab ich je Aspekt zwei bis drei Art Indikatoren die ich verwenden, um die Stärke dieses Aspektes zu verwenden. Das heißt, ich hätte wahrscheinlich irgendwo zwischen 10 und 15 Parametern die unterschiedlich sein können. Und entsprechend dann auch Interpretationen danach.

I [00:26:29] Dann kommen wir auch schon zur letzten Frage. Wo sehen Sie denn, dann auch Grenzen in der Individualisierung von Aufgaben? Sie haben ja bereits einige Dinge genannt. Es wäre nett, wenn Sie diese vll. nochmal zusammenfassen könnten.

B [00:27:00] Sobald es reale Projekte sind, die einfach auch viele externe Einflüsse haben. Wie gesagt, ich lass meine Studierenden so Outside-In-Analysen von Unternehmen machen. Das heißt ich gebe denen gar keine Informationen vor, sondern ich sag denen: recherchieren sie die, lesen sie darüber und kommen sie dann selber zu einer Meinung. Da sehe ich es halt schwierig. Und ich hab teilweise auch eigene Projekte, wo Studierende Ideen mit entwickeln. Also das wir so Ideenentwicklungstools anwenden und dann gibts da auch kein richtig oder falsch, weil da können die wildesten Dinge irgendwie rauskommen. Und die dann weiterentwickeln, ein Geschäftsmodell dazu machen, eben überlegen was bedeutet es finanziell, einen Finanzplan zu machen. Ich glaube da kommt es an die Grenzen wo es halt wirklich reale Beispiele und extrem vielen Informationen aus dem realen Leben sind. Da gibt es dann keine automatisierte Musterlösung. Aber ich glaube für fiktive Fälle wo es auch so ein paar Stellhebel gibt - ich hatte mir das Beispiel von Herrn Bente angeschaut - ich glaub dafür ist es schon sehr geeignet. Oder wie gesagt, ich sehe es neben den Rechenaufgaben eben auch in den standardisierten Fallbeschreibungen die ich mache, wo man dann eben gucken muss wo sind gewisse Begriffe, was bedeuten die Begriffe, wie kann ich die interpretieren und im Endeffekt halt auch bisschen eine begrenzte Möglichkeit an Lösungen rauskommen kann.

I [00:28:30] Herzlichen Dank Frau Engelen für Ihre Zeit, dass sehr nette Gespräch und die vielen Informationen die Sie uns mit dem Interview zur Verfügung stellen.